Leseflop: „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey

Ich habe mich blenden lassen. Von den Empfehlungen auf dem Cover bzw. dem Klappentext.
„Tröstlich, poetisch, verblüffend.“ steht da. „Seite um Seite wird der Leser mehr verzaubert von so viel kleinem Wunder.“ steht da. Ich wurde nicht verzaubert. Und poetisch finde ich das Buch auch nicht.
Die grundlegende Geschichte war es, die mich zum Kauf des Buches animiert hat. Elisabeth Bailey (ja, die Autorin selbst, das Buch ist an ihre eigene Krankheitsgeschichte angelehnt) ist durch eine unbekannte bzw. sehr seltene Krankheit ans Bett gefesselt. Eine Freundin bringt ihr eine Topfpflanze mit, auf der eine Schnecke sitzt. Die Beobachtung dieser Schnecke hält sie am Leben fest und spendet ihr Trost und Zuversicht.
Leider geht es ausschließlich um die – Verzeihung! – doofe Schnecke. Jedes Kapitel ist im Prinzip gleich aufgebaut: Erst wird eine Eigenart der beobachteten Schnecke geschildert, dann folgen anhand von wissenschaftlichen Arbeiten, zumeist von Biologen des 19. Jahrhunderts, Erläuterungen zu den Beobachtungen. Anschließend wird ein (kurzer!) Rückschluss auf die Situation der Elisabeth Bailey bzw. auf das Leben selbst gezogen.
Ich weiß nicht, ob es an der Tatsache liegt, dass ich wegen meiner Bachelorarbeit einfach die Schnauze voll habe von wissenschaftlichen Arbeiten oder daran, dass ich mich grundsätzlich nicht exzessiv für Schnecken und deren Eigenarten begeistern kann. Mir  war es einfach zu viel Schnecke und zu viel Zitat und zu wenig Handlung. Ich hatte erwartet, dass der Fokus mehr auf dem Menschen liegt. Stattdessen ist eigentlich die Schnecke die Hauptperson.
Ich gebe zu, das ein oder andere war wirklich interessant zu erfahren, aber 160 Seiten Schnecken-Overload war mir einfach zu viel. Ab Seite 70 habe ich, ehrlich gesagt, nicht mehr ganz konzentriert gelesen. Ich habe mich nur durchgekämpft, weil das Buch nur besagte 160 Seiten hat. Vielleicht habe ich „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ zum falschen Zeitpunkt gelesen, vielleicht bin ich auch zu unsensibel, um die Schönheit bzw. Poesie von Schnecken und deren Beobachtung zu sehen. Dieses Buch war für mich aber definitiv ein Fehlgriff.
„Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Tova Bailey
Piper Taschenbuch
978-3-492-30237-1