Schon seit Wochen sehe ich in Nicaragua und in Kolumbien die Weihnachtsdeko – in Nicaragua geschmacklos, in Kolumbien schon wieder so kitschig, dass es schön ist. Seit Wochen mache ich Bilder davon, amüsiere mich köstlich und bin gleichzeitig erstaunt von den so massiven Unterschieden. So recht glauben, dass heute der Tag ist, an dem man mit den Eltern, dem Bruder und dem Rest der Familie eigentlich unterm Tannenbaum abhängt, kann ich es dennoch nicht. Das Handydisplay zeigt dennoch unmissverständlich das heutige Datum an: 24. Dezember 2017. Weihnachten.
Bei fast 30 Grad laufen wir in Shorts durch die Straßen von Cali. Die Sonnenbrille rutscht mir von der Nase, die Haut ist klebrig von der Sonnencreme. Mama schickt Bilder vom Weihnachtsbaum. Wir frühstücken in einem Eckcafé: Fruchtsalat und French Toast, dazu kolumbianischer Kaffee. Bei der Familie daheim wird der Rehbraten aufgetischt. Ich lasse meine Beine in den kühlen Pool auf der Dachterrasse unseres Hostels hängen. Parallel wird daheim das erste Geschenkpapier zerstört. Wir chillen mit einem kalten Bier in der Nachmittagssonne, vier Belgier und ein Kanadier tauschen sich über die jeweiligen Reiserouten durch Südamerika aus. Mein Bruder schickt ein GIF von meiner Oma mit Weihnachtsmütze – nach dem zweiten Likörchen. Ich beobachte, wie sich die Palmen im leichten Wind wiegen, die Salsastunde aus dem unteren Stockwerk untermalt die Szenerie musikalisch. Daheim tritt die weihnachtliche Schwere nach Geschenken, Essen und Schabernack ein. Zwei Parallelwelten – so nah und doch so fern.
In Medellín habe ich zum ersten Mal so etwas wie Weihnachtsstimmung gespürt. Abends durch die beleuchteten Straßen zu laufen, bei knapp 20 Grad fast ein bisschen zu frieren, vorbeizuschlendern an blinkenden Weihnachtsmännern und haushohen Christbäumen aus Lichterschläuchen, hat sich ein kleines bisschen angefühlt wie die Vorweihnachtszeit in New York. Bis wir am nächsten Morgen wieder in die Hitze der flirrenden Großstadt eingetaucht sind.
Es ist eindeutig ein anderes Weihnachten. Ohne Traditionen, ohne festliches Weihnachtsessen, (fast) ohne Familie (meine Cousine ist als meine Reisebegleitung mit in Kolumbien am Start ❤️). Palmen und 30 Grad statt Plätzchen und Tannenbaum. Gemütlich ist es trotzdem, gemütlich und entspannt – vielleicht sogar entspannter als im familiären Chaos. Und während in Deutschland alles schon fast wieder vorbei ist, liegt bei uns noch der ganze Weihnachtsabend vor uns. Ein ganz anderer Weihnachtsabend. Nächstes Jahr dann wieder traditionell. Vielleicht.
Ich hoffe, ihr habt ganz fantastische Weihnachtstage – wo auch immer auf der Welt! Egal, ob Hitze, Schnee, mit Plätzchen oder ohne Braten: Genießt die Zeit und macht es euch schön! Fröhliche Weihnachten, Merry Christmas und Feliz Navidad!