Seit Jahresanfang habe ich nun doch schon wieder einige Bücher gelesen, die es wert sind, weiterempfohlen zu werden und etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Unter anderem habe ich diese sechs Bücher mit dem Fazit „Empfehlenswert!“ weggelegt und möchte ein paar Takte dazu sagen. Deshalb nun Tusch, Trara und Vorhang auf für ein paar gute Bücher, kurz und knackig empfohlen.
„Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells
Ich stehe auf subtile Liebesgeschichten. Sehr sogar. Diese hier ist eine. Es ist die Geschichte von Jules Leben und der Liebe seines Lebens und ich habe sie unglaublich gerne gelesen, habe mit Jules gelitten, mit Alva gelesen und von der ersten bis zur letzten Seite die Zeilen genossen – vor allem auch wegen des wunderbaren Schreibstils des Autors, der sich seit seinem letzten Roman definitiv gewandelt hat, gereift ist. Kurz und knapp: Lest dieses Buch! Und wer die Livestream-Lesung mit Benedict Wells bei LovelyBooks nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen – es lohnt sich (Ja, ich bin auch eines der Benedict-Wells-Fangirls!).
„Der Pfau“ von Isabel Bogdan
„Eine subtile Komödie in bester britischer Manier“ steht auf dem Klappentext dieses Romans aus dem Verlag Kiepenheuer & Witsch und genau das beschreibt dieses Buch auch sehr gut. Sehr unterhaltsam, skurril und auf jeden Fall lesenswert! Die Geschichte ist ein bisschen verrückt, aber nicht zu abgedreht und ich sehe schon den britischen Fernsehfilm dazu, den ich mir auch mit größtem Vergnügen anschauen würde. Ich hatte mir ein bisschen mehr Tiefe erwartet, was ich bekommen habe, war aber genau die richtige Lektüre für das verregnete Osterwochenende: ein wunderbarer Unterhaltungsroman! Und dass das Cover toll ist, muss ich eh nicht sagen.
„180 Grad Meer“ von Sarah Kuttner
Durch die ganze Sarah-Kuttner-Manie, die rund um den Erscheinungstermin von „180 Grad Meer“ in den sozialen Netzwerken herrschte und mit der mich dann vor allem Marina Nordbreze angesteckt hat, kam es, dass ich den neuen Roman von Frau Kuttner unbedingt sofort lesen musste. Ich kannte vorher nur „Mängelexemplar“ und das habe ich nach wenigen Seiten abgebrochen. Doch „180 Grad Meer“ ist anders. Das mochte ich nämlich ziemlich gern. Es geht zwar wie in so vielen hippen Romanen deutscher Jungautoren um eine Mittzwanzigerin in einer Lebenskrise, allerdings 1. spielt diese Geschichte in London (!), 2. es kommen die Queen & Corgis vor und 3. geht es um das Meer, die Sehnsucht nach dem Meer und die Liebe zum Meer. Mag ich!
„Wie wir leben wollen“, herausgegeben von Matthias Jügler
In dieser Textsammlung, erschienen im März 2016 im Suhrkamp Verlag, kommen 25 junge Schriftsteller zu einem gemeinsamen Themenblock zu Wort: Herkunft, Gesellschaft und unser Umgang damit. Sie gehen die Sache ganz unterschiedlich an – mal sachlicher, mal eher literarisch, mal folgt man einfach den Gedanken des Autors, mal liest man eine fiktive Kurzgeschichte – und doch regt jeder Text zum Nachdenken an, jeder Text ist auf seine eigene Art und Weise wirklich gut. Die Texte von Saša Stanišić und Lucy Fricke stechen für mich noch etwas hervor, was dazu führte, dass „Takeshis Haut“ von Frau Fricke auf meiner Wunschliste landet. Lest jedenfalls dieses Buch. Es ist gut.
„Geteiltes Vergnügen“ von Johanna Adorján
Schwer verliebt in „Eine exklusive Liebe“ musste ich den neuen Roman von Johanna Adorján unbedingt lesen. Die Liebesgeschichte von Jessica und Tom, die in „Geteiltes Vergnügen“ im Mittelpunkt steht, reicht zwar nicht ganz an das frühere Werk heran, doch hat sie dennoch etwas in mir angestoßen, dass mich nicht direkt losgelassen hat: Die Wichtigkeit von Freiheit, Liebe, Beziehungen, Familie und Freiheiten in Liebe, Beziehung und Familie werden in Frage gestellt und die letzten Seiten schreiben ein Ende, das genau den richtigen Abschluss der Geschichte bildet. Ich habe es gerne gelesen und werde auch wieder Johanna Adorján lesen.
„Y“ von Jan Böttcher
Ein weiteres Buch über Heimat, Flucht und Suche – dieses Mal vor dem Hintergrund des Kosovokriegs. Besonders faszinierend an dem Roman war für mich die Erzählperspektive: Ein Schriftsteller erzählt die Geschichte von Arjeta und Jakob, die ihm jeweils von ihrer Vergangenheit berichtet haben, aus seiner Sicht und verwebt die Geschichte mit seinen eigenen Erlebnissen, die er daraufhin mit seinem Sohn im Kosovo macht. Dennoch dreht sich nicht alles nur um Krieg und Heimat (und irgendwie doch) – mit Gaming, Familien und Vater-Sohn-Beziehung ergibt das eine spannende Themen-Mischung, die erstaunlich gut funktioniert. Für mich eine positive Leseüberraschung.