Reist man nach Nicaragua wird man sehr schnell auf ein absolutes Must-Do stoßen, das wirklich jeder Traveler macht: Volcano Boarding in Léon. Auf einem speziellen Holzbrett schlittert man den Hang des aktiven Vulkans Cerro Negro herunter. Zur Entwarnung: Das klingt gefährlicher als es tatsächlich ist! Doch der Reihe nach.
In Léon und auch in den Dörfern und Städten in der Nähe – zum Beispiel Las Peñitas – kann man eigentlich über jedes Hostel eine Volcano-Boarding-Tour buchen. Die Preise und das Angebot sind eigentlich überall gleich: Für 30$ ist der Transport zum Vulkan, Board und Schutzbekleidung, ein Guide, der leitet und hilft, ein kostenloses Shirt und ein Bier zurück in der Stadt inkludiert. Wer mag kann für mehr Geld anschließend auf einem Vulkan übernachten. Wir haben über unser Hostel Poco a Poco (großartig!) eine Halbtagestour bei der Agentur Volcano Day gebucht. Kleiner Tipp, den wir zu spät bekommen haben: Wenn man direkt ins Büro geht, kann man eventuell noch ein bisschen Rabatt aushandeln.
Frühs um 8 Uhr wurden wir direkt am Hostel von einem Pickup-Jeep mit Sitzen auf der Ladefläche abgeholt – ein absolut typisches Gefährt in Nicaragua. Im Büro der Agentur wurden die Shirts verteilt – es empfiehlt sich das Shirt gleich anzuziehen, wenn man seine anderen Klamotten nicht unbedingt voller Vulkanasche haben will. Kleine Randnotiz: In Nicaragua sieht man etwa die Hälfte aller Traveler – wenn nicht sogar mehr – mit einem Volcano Boarding oder Sunday Funday Shirt herumlaufen. Tourismus läuft!
Nach einer Stunde Fahrt im Jeep kommt der Cerro Negro in Sicht, ein Vulkan, der tatsächlich komplett schwarz ist. Man sieht vereinzelt kleine Rauchschwaden, laut Guide ist das ein gutes Zeichen, weil dann der Druck aus dem Inneren des Vulkans entweicht und sich nicht aufstaut. Ausgebrochen ist der Cerro Negro zuletzt Ende der 60er Jahre. Die Schutzbekleidung fürs Boarding bekommt man in einem Stoffrucksack, das Board klemmt man sich auf den Rücken und dann geht es los: 728 Meter hoch zum Krater des Vulkans – 60 Minuten immer über Lavagestein und Aschebrocken. Übermäßig anstrengend war die Wanderung dennoch nicht, denn die Pausen waren zahlreich und lang genug, um sich auszuruhen und trotzdem mehr als genug Fotos zu machen.
Oben auf dem Vulkan merkt man durch die leichten Sneaker nach einer Weile dann wirklich, dass man auf einem Vulkan rumstiefelt: der Boden ist eindeutig heiß. Wenn man noch ein bisschen gräbt, ist es fast als hält man die Hand über eine Herdplatte. Die verschiedenen Farben des Gesteins zeigen vor allem im Krater, wo Schwefel, Eisen etc. liegen.
Die Piste fürs Volcano Boarding liegt an der Außenseite des Vulkans. Schutzkleidung an, Erklärungen mitnehmen, brav in einer Reihe anstellen und dann ab! Ach ne, Gruppenfoto muss natürlich noch sein – für Facebook, ist klar!
Die tatsächliche Fahrt dauert etwa zwei Minuten, je nachdem wie schnell man ist. Geschwindigkeiten zwischen 25 und 50 km/h sind normal, der Rekord liegt wohl bei um die 90 km/h. Man kann das Board auf jeden Fall gut kontrollieren, Angst muss hier keiner haben. Ein bisschen erinnert es ans Rodeln im Schnee als Kind – nur dass man statt voller weißem Schnee hinterher überall schwarz vor Asche ist (trotz Schutzanzug).
Der Geschwindigkeitsrausch hat mich persönlich nicht gepackt, es hätte ruhig noch etwas schneller sein können. Die Erfahrung mag ich dennoch nicht missen, denn es war auf jeden Fall mal was anderes – auch der Marsch auf den Vulkan. Ob ich das Volcano Boarding ein zweites Mal machen müsste, weiß ich allerdings nicht. Haken dahinter, weiter ins nächste Abenteuer!