Dieses Buch hat wahrscheinlich schon jeder Zweite vor mir gelesen (war ja auch 100 Jahre auf der Bestsellerliste und so), aber ich muss dennoch ein paar Zeilen darüber schreiben, denn es ist großartig! Meike Winnemuth schreibt über ihr Jahr unterwegs in der ganzen Welt. In zwölf langen Briefen an die verschiedensten Menschen – pro Monat und Stadt ein Brief – erzählt sie von ihren Erlebnissen und Eindrücken. Das Ganze gespickt mit der „Wer wird Millionär“- Vorgeschichte und vielen bunten und einigen schwarzweißen Urlaubsbildern ergibt das Buch „Das große Los“, im Juli als Taschenbuch bei btb erschienen.
Die Route von Meike Winnemuth führt kreuz und quer über den Globus: Januar in Sydney, Februar in Buenos Aires, im März wieder gen Osten nach Mumbai und so weiter. Abwechslungsreich ist aber nicht nur die Reiseroute, sondern auch das Buch! Man erlebt die Hochs und Tiefs der (Reise- und Abenteuerlust der) Autorin mit, bekommt nach jedem Kapitel kluge Ratschläge serviert und erfährt einiges über Land und Leute und wie Frau Winnemuth diese wahrgenommen hat. Die klugen Ratschläge finde ich übrigens besonders klasse. Obwohl manchmal schon altbekannt, sind sie so passend in die Reiseanekdoten eingewoben und dann auch noch treffend und sympatisch formuliert, dass man sie am liebsten gleich auf Postkarten drucken und in die Wohnung kleistern mag.
Ein Beispiel: „Früher war alles besser? Nein. Morgen wird alles besser. Denn dafür kann man sorgen, das hat man in der Hand. Es sei denn, man ist so blöd, lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück zu wählen.“
Ein zweites Beispiel: „Etwas finden, das man nicht gesucht hat, darum geht’s beim Reisen wie im Leben (Verzeihung, wenn ich hier so klugscheiße).“
Den Schreibstil mag ich sowieso: locker-flockig, nicht zu gewollt, entspannt, auf den Punkt und leicht zu lesen.
Zusammenfassen kann gesagt werden: Das Buch ist gut. Lest es. Negativer Nebeneffekt: Bei mir ist wieder einmal das Fernweh ausgebrochen und ich durchforste das Internet nach billigen Flugzielen für Wochenendtrips. Die großen Reisen müssen leider noch etwas warten.
Frau Winnemuth hat übrigens Anfang diesen Jahres ein ähnliches Projekt wie „Das große Los“ bzw. „Vor mir die Welt“ namens Zurück auf Los gestartet: 2014 wollte sie mit Hund Fiete in elf Städten und auf einer Insel leben – ähnlich wie 2011 in der ganzen Welt, nur diesmal in Deutschland. Dazu hätte wohl höchstwahrscheinlich auch wieder ein Buch erscheinen sollen. Hätte, sollen, wollte: Sie hat das Projekt im März abgebrochen – zumindest online – und das aus verständlichen Gründen. Vielleicht besser so, denn ich bin mir nicht sicher, dass das mögliche Buch ähnlich spannend geworden wäre wie „Ein großes Los“.