„Jack & Jill“ von Helen Hodgman

„Jack & Jill“ von Helen Hodgman aus dem Knaus Verlag stand schon seit Wochen auf meiner Wunschliste. Cover und Titel haben mir zugesagt, und der Klappentext hat etwas ganz anderes angedeutet, als ich mir eigentlich vorgestellt hatte. Die Neugierde war geweckt, die Lektüre hat mich dann überrascht.

„Jack & Jill“ ist kein Buch, das gute Laune macht. Die Atmosphäre ist düster, Schmerz, Leid und Hass liegen in der Luft – und das auf allen der knapp 190 Seiten. Die beiden Protagonisten lernen sich im australischen Outback kennen: Jill ist die Tochter eines verwitwerten Farmers, bei dem Jack als Wanderarbeiter anheuert. Zwischen den beiden entwickelt sich eine seltsame Anziehungskraft, die ein ganzes Leben halten soll – auch als Jack ohne Beine aus dem Krieg zurückkommt und Jill zur gefeierten Kinderbuchautorin wird. Sie heiraten letztendlich und leben gemeinsam in Einsamkeit und mit einem Herz voller Hass. Ist es Liebe, ist es Abhängigkeit oder doch einfach Faszination? Angesichts dessen, was in dem Roman alles passiert, ist es wohl ein bisschen von allem.
Sympathisch, freundlich oder gar fröhlich sind weder das Setting noch die Protagonisten – obwohl der Roman zeitweise im doch recht sonnigen Australien und auch in einem Luxusanwesen mit Pool spielt. Mit Jack hatte ich an einigen Stellen Mitleid ob des Psychoterrors, den die egozentrische Furie Jill auf ihn ausübt, trotzdem war ich von Sympathie mit ihm weit entfernt. Jill und das Wort „Sympathie“ passen für mich vor allem im Erwachsenenalter sowieso überhaupt nicht zusammen.
Doch genau das ist es, was Jack & Jill als Buch und auch als Protagonisten ausmacht: Eine seltsame Faszination bindet nicht nur die beiden aneinander, sondern hat auch mich als Leser an den Roman gefesselt. Ich habe die Geschichte um die beiden nicht sonderlich gern gelesen, dennoch hat sie mich in einen Bann gezogen, der mich das Buch nicht aus der Hand hat legen lassen. Die dichte und sehr atmosphärische Sprache überträgt die Stimmung aus dem Buch zu gewissen Teilen auch auf den Leser, was die Lektüre nicht zu einem Vergnügen im eigentlichen Sinn macht.

„Jack & Jill“ ist ein Buch, das beim Lesen keinen wirklichen Spaß macht – doch das ist wohl auch nicht das Ziel von Helen Hodgman. Lesenswert macht diese Geschichte die bizarre Anziehungskraft zwischen Jack und Jill und die drückende Stimmung, die aufgestauten negativen Emotionen, die der Leser indirekt auch abbekommt und an das Buch fesselt. Ob man das dann mag oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Für mich war es ein etwas anderes Leseerlebnis, das ich allerdings auch nicht allzu oft wiederholen muss.