Wales im Winter: 10 Tipps für einen fabelhaften Winterurlaub

Winter in Wales

Ruhe, Meer, etwas Neues entdecken – das waren die Kriterien, nach denen Kathi und ich unser Reiseziel für zwei Wochen Winterurlaub über Silvester ausgewählt haben. Schlussendlich ist es Wales geworden. Meine Cornwall-Reise war schon so schön – warum nicht noch mehr britische Küsten erkunden und Wales im Winter entdecken? Ani hat auch nur gutes über den Norden berichtet und außerdem haben wir einen supergünstigen Flug nach Manchester gefunden. Entscheidung gefallen!

Von Manchester aus sind wir mit dem Mietauto über Birmingham nach Cardiff gedüst und haben erst den Süden und dann den Norden des Landes erkundet. Es waren 12 ruhige Tage zum Kraft tanken in der Natur – genauer gesagt, meist sogar mitten im Nichts. Und genau das war grandios. Für alle, die auch mit einer rauen, kalten aber sehr gemütlichen Reise liebäugeln, habe ich 10 Tipps für einen Urlaub in Wales im Winter zusammengestellt. Und einiges davon gilt definitiv auch für den Sommer.

1. Die Ruhe genießen, sich Zeit lassen, flexibel sein

12 Tage in Wales waren für uns vollkommen ausreichend. Klar, mehr Zeit am Meer geht immer, aber dennoch haben wir in den Tagen genug Zeit, alles zu entdecken, was wir uns vorgenommen haben. Und das ganz ohne Stress. Ende Dezember / Anfang Januar beginnt die Dämmerung in Wales gegen vier Uhr, um fünf war’s zappenduster. Entsprechend wenig haben wir uns für jeden Tag vorgenommen – ausschlafen wollten wir ja auch. Dank Mietauto war das alles supereasy. Wir sind losgedüst, wann wir wollten und wohin wir wollten und haben uns die Tage so eingeteilt, wie wir grade lustig waren. Die Wege sind teilweise länger als man denkt – auch wegen der schmalen Straßen und Schotterwege. Die Tagespläne nicht zu eng takten und sich Zeit lassen, ist also absolut empfehlenswert. (Ein Mietauto in England buchen und damit nach Wales fahren ist übrigens gar kein Problem – und über den Linksverkehr hatte ich hier schon einmal kurz berichtet.)

2. Home Sweet Home: Cottages buchen

Wir haben im Süden und im Norden jeweils für mehrere Tage über Airbnb kleine Cottages gemietet. Im Süden haben wir auf einer Farm gewohnt, die ökologisch wirtschaftet und quasi auch Ferien auf dem Bauernhof anbietet: Bronhaul Farm. Gemüse, Eier, Milch und Co können hier direkt gekauft werden. Im Sommer kann man auch bei den Farmarbeiten mithelfen. Die Farm liegt wirklich ab vom Schuss, aber es ist eine tolle Erfahrung und eine sehr gemütliche Unterkunft. Im Norden haben wir in einem kleinen Häuschen im Hinterhof unserer Gastgeber gewohnt – gut bewacht von fünf oder sechs Hühnern. Beides waren super Ausgangspunkte für alle Entdeckungen und Ausflüge in der Umgebung und es war ziemlich cool, so viel Platz für uns zu haben und sich ausbreiten zu können. Ein Zuhause für ein paar Tage eben.

3. Die spinnen, die Briten: Neujahrsschwimmen gehen

Kennt ihr das, wenn man so manche Entscheidung von vorn bis hinten durchdenkt bis man irgendwann einfach macht und sich danach fragt, warum man so lange unentschlossen war? So war das mit mir und dem Neujahrsschwimmen. Und dann sind wir am Strand entlanggelaufen, die Wellen tanzten in perfekter Choreographie übers Meer und der Himmel versprühte ein blassrosarotes Licht, das mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Und dann hab ich’s einfach gemacht. Bisschen verrückt ist es eindeutig, sich bei Minusgraden ins eiskalte Meer zu stürzen. Aber ich sage euch auch: Es war großartig. Ein frischer Start ins neue Jahr eben. Ich habe es nicht eine Sekunde lang bereut. (Und mittlerweile machen das ja nicht nur die Briten, sondern noch so einige andere Länder auch.)

4. Roadtrip im Süden: Pembrokeshire erkunden

Nachdem wir mit Birmingham (schön für ein, zwei Tage) und Cardiff (muss ich nicht nochmal hin) zwei Städte erkundet hatten, sind wir endlich in die Natur gefahren. Pembrokeshire ist wie geschaffen für einen Roadtrip von Örtchen zu Örtchen, von Bucht zu Bucht. Und auch wenn wir an einem Tag vom Nieselregen komplett durchnässt nach Hause gekommen sind, hat es sich gelohnt bei jedem Stop aus dem Auto auszusteigen und die Natur zu genießen. Ein paar wunderschöne Orte, Strände und Buchten kurz aufgelistet: Rhossili, Three Rocks Bay, The Mumbles und die Bracelet Bay, Skomer (!!), St. Davids (!), Tenby, Newport (!!) und die Skrinkle Bay.

5. Meer, Meer, Meer: Lange Strandspaziergänge machen

Auch ein Winter in Wales bietet viel Meer, viel Küste und viele Strände – nur eben kein Bikiniwetter. Lange Strandspaziergänge und Küstenwanderungen sind jedoch sehr zu empfehlen! Meine Lieblingsorte: Dinas Dinlle, Rhosneigr Beach, The Mumbles und die Bracelet Bay, die Halbinsel Skomer und die Skrinkle Bay. Allein ist man hier allerdings auch im Winter fast nie – auch wenn wenig los ist. Es war eigentlich immer jemand mit Familie, Hund oder Pferd – oder allem auf einmal – am Strand unterwegs.

6. Wales ist bunt: Wunderschöne Häuser & Cottages bewundern

Wenn ich eines von Wales nicht erwartet habe, dann sind es Farben. In den kleinen Küstenstädtchen wie Tenby, Dale oder Aberystwyth findet man aber genau das in Hülle und Fülle. Farbenfrohe, pastellige oder knallige Häuser reihen sich hier aneinander und verbreiten selbst im schmuddeligsten Winterwetter gute Laune. Eine wunderbare Überraschung, an der wir uns kaum satt sehen konnten.

7. Auf alles gefasst: Regenfeste Kleidung mitnehmen

Wales im Winter kann man bezüglich des Wetters ganz gut mit einem Wort beschreiben: durchwachsen. Von 10 Grad und Sonne, über Nieselregen und gefühlten Orkanböen und klirrend kalten Minusgraden im Norden hatten wir so ziemlich alles dabei – nur richtiger Schnee hat gefehlt. Und innerhalb von einer halben Stunde konnte es auch von dichtem Nebel zu strahlendem Sonnenschein wechseln. Was im Koffer also auf keinen Fall fehlen sollte: Genug Schichten für den Zwiebellook, eine dicke Winterjacke, eine etwas dünnere Regenjacke und wasserfeste Boots. Denn wie sie in Großbritannien sagen: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Und den Moment, wenn man aus der Kälte ins warme Cottage kommt, Tee aufsetzt und es sich auf dem Sofa gemütlich macht, den kann eh kaum was toppen.

8. Einen Roadtrip über Anglesey und zum South Stack Lighthouse machen

Anglesey ist eine Insel vor der Nordwestküste von Wales. Über die Menai Bridge und die Britannia Bridge sind wir ganz easy mit dem Auto dorthin gefahren. Von unserem Cottage nahe Llangoed aus haben wir dann die Insel erkundet. Mein persönliches Highlight war ein ausgedehnter Spaziergang rund um das South Stack Lighthouse, von wo aus man fast bis nach Dublin schauen konnte. Außerdem auf Anglesey interessant: Der Ort mit dem längsten Ortsnamen der Welt (Llanfair­pwllgwyngyll­gogery­chwyrn­drobwll­llan­tysilio­gogo­goch – kein Scherz), Beaumaris mit seinem Castle und Rhosneigr Beach. Kurz vor Anglesey ist übrigens das Städtchen Caernarfon sehr sehenswert.

9. Sich nicht auf Öffnungszeiten verlassen, selbst versorgen

In den ersten Tagen ist uns eines immer wieder passiert: Wir standen vor verschlossenen Türen. Vor allem Cafés, Pubs und kleine Geschäfte jenseits der Metropolen haben in Wales im Winter meist nur bis 16 oder maximal 17 Uhr geöffnet. Manchmal machen sie auch einfach mal früher zu als angegeben. Den Cream Tea nach der Wanderung haben wir demnach oft verpasst. Hay-on-Wye, das berühmte Bücherdorf, war um 16 Uhr komplett ausgestorben und ich konnte nur mit der Nase an den wunderbar gestalteten Schaufenstern der unzähligen Buchhandlungen kleben. Wenn man das einmal geschnallt hat, ist es kein Problem. Wir haben uns fast ausschließlich selbst versorgt, gekocht und Snacks im Supermarkt gekauft. Zum Glück gibt’s da auch Clotted Cream und Scones.

Auch die Surfshops waren übrigens geschlossen – unabhängig davon, dass ich überhaupt nur zwei oder drei gesehen habe. Wales im Winter scheint also nicht der Hot Spot für Surfer zu sein.

10. Wandern im Snowdonia National Park

Woran man nicht vorbeikommt, wenn man sich über Wales informiert, ist der Snowdonia National Park im Norden des Landes. Man könnte wahrscheinlich zwei Wochen nur mit Wanderungen in diesem wunderbaren Fleck Natur verbringen, wir waren nur einen Tag dort. Doch dieser Tag, an dem wir zum Gipfel des Snowdon gewandert sind war großartig – auch im Januar. Genaueres zu unserem Tagesausflug findet ihr in meinem Blogbeitrag „Snowdonia National Park in Wales: Wandern auf den Snowdon“.

Seid ihr schon einmal in Wales gewesen oder steht das Land auf eurer Liste? Macht ihr lieber Urlaub im Warmen oder seid ihr auch schon in die Kälte gereist – abseits vom Skiurlaub? Teilt gern eure Erfahrungen mit mir!