„Dazwischen: ich“ von Julya Rabinowich

Kennt ihr das, wenn ihr in der Buchhandlung ein Buch entdeckt, das ihr noch nicht 100x irgendwo gesehen habt? Das auch noch gut klingt und ein wirklich hübsches Cover hat? Dann muss man doch einfach zuschlagen, oder? So ist es mir im August mit „Dazwischen: ich“ von Julya Rabinowich ergangen. Ich habe es gesehen, den Klappentext gelesen und ich habe es in mein heimisches Bücherregal einziehen lassen, unwissend, welches Juwel ich da in Händen hielt.

„Dazwischen: ich“ ist ein Jugendroman, geschrieben aus Sicht des 15-jährigen Flüchtlingsmädchens Madina, die mit ihrer Familie aus ihrer kriegsgeplagten Heimat geflohen und nach Deutschland gekommen ist – nicht ohne Grund, denn ihr Vater hat als Sanitäter Verwundeten beider Fronten geholfen, weswegen ihm nun der Tod in der Heimat droht. Madinas Tagebuch, das man als Leser des Romans liest, ist Zeuge ihrer kleinen und großen Probleme – Probleme, die mit der Flucht und dem Leben im Flüchtlingsheim in einem fremden Land einhergehen, aber auch Probleme, die jeder Teenager kennt. Vom Streit mit dem kleinen nervigen Bruder über die strengen Regeln des Vaters bis hin zu den Schikanen im Flüchtlingsheim ist alles dabei. Es geht um Familie, um Ehre, um Freundschaft und um Integration. Um die Zerrissenheit zwischen zwei Welten, zwischen zwei Kulturen, um Freiheit und um das Erwachsenwerden. Was jedoch das Besondere ist: Es wird dabei keinesfalls zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt, das Leserherz wird aber gerade dadurch besonders gerührt.

Julya Rabinowich findet für Madinas Geschichte genau die richtigen Worte, emotional, leise, klug und stark. Sie trifft den richtigen Ton für ein wichtiges Thema, verpackt einen zerstörerischen, elenden Hintergrund in wunderschöne Worte und eine bildhafte Sprache, der man die Fantasie, die Träume von Madina anmerkt. Die Worte passen zu einer 15-Jährigen, sie unterstreichen die Situation – egal ob Leichtigkeit oder Trauer gefragt ist – und sie treffen irgendwo zwischen Bauch, Herz und Hirn genau die richtige Ecke der Gefühle.

Doch ich will gar nicht mehr verraten, sondern hiermit eigentlich nur neugierig machen auf ein Buch, das noch sehr viele Leser finden sollte. Lest es. Es lohnt sich.