Meine Sommerbücher 2019

Sommerbücher 2019

Obwohl der Sommer für ein paar Tage fast schon zurückgekommen ist, wird es für mich Zeit, kurz vor der Frankfurter Buchmesse den Lese(spät)sommer endlich abzuschließen. Fünf Bücher sind aus den letzten Monaten Lesezeit besonders bei mir hängen geblieben, haben mich beschäftigt, zum Nachdenken gebracht oder auch einfach nur begeistert. Sie sind nicht alle perfekt, aber sie bleiben und das ist es doch irgendwie auch, was ein gutes Buch ausmacht, oder? Diese fünf Sommerbücher 2019 möchte ich euch kurz und knackig vorstellen. (Noch mehr Sommerbücher aus den Vorjahren und Empfehlungen für den nächsten Urlaub gibt es übrigens hier.)

„Starkes, weiches Herz“ von Madeleine Alizadeh

Ich folge Madeleine Alizadeh alias @dariadaria schon seit ihrer Zeit als Modebloggerin, noch bevor sie Fast Fashion abgesagt und sich Nachhaltigkeit und sozialen Themen gewidmet hat. Ich bewundere sie sehr für ihre Arbeit und  auch für ihre Art zu arbeiten, für ihren sehr reflektierten Umgang mit Social Media und für ihre Art und Weise, andere zu inspirieren. Ihr Buch „Starkes, weiches Herz“ spiegelt all das hervorragend wieder. Ich habe mir jede Menge Markierungen gemacht, beim Lesen zustimmend genickt und anderen Passagen vorgelesen – weil es einfach so gut zu dem passt, mit dem ich mich selbst viel beschäftige, was mir oft im Kopf rumschwirrt.

Genau dadurch hatte das Buch für mich allerdings auch ein paar Längen. Viele der zitierten Bücher habe ich selbst schon gelesen und viele ihrer Anliegen hat sie (selbstverständlich) auch bereits auf ihrem Instagram-Kanal thematisiert. Hier und da war es mir auch einen Hauch zu spirituell und auch mit allen Thesen und Ideen der Autorin stimme ich auch nicht 100%ig überein. Doch allein dafür, dass man sich durch „Starkes, weiches Herz“ mit sich selbst auseinander setzt, wichtige Themen unserer Generation und die eigene Einstellung durchdenkt und weil Madeleine Alizadeh einfach eine inspirierende Frau ist, lohnt sich die Lektüre des Buches sehr, sehr, sehr! Lest es, verschenkt es, empfehlt es!

„Die Mitte der Welt“ von Andreas Steinhöfel

Mit der Lektüre von „Die Mitte der Welt“ bin ich zugegebenermaßen ein bisschen spät dran. Bei diesem Buch heißt es aber definitiv: Besser spät als nie! Welch ein großartiges Jugendbuch das ist. Sehr unterhaltsam, ein bisschen magisch, ein bisschen verrückt und dabei so, so wichtig. Ich wünschte, ich hätte schon viel früher von Phil, Kat, Dianne und Glass, von Visible und den ganzen Geheimnissen gelesen. Wer diesen Jugendroman noch nicht kennt, sollte das schnellstens nachholen – auch gern in der gebundenen Jubiläumsausgabe aus dem Carlsen Verlag, die ich gelesen habe. Denn das Nachwort des Autors ist fast ebenso großartig wie die Geschichte selbst.

„Der Sprung“ von Simone Lappert

2014 war der Debütroman von Simone Lappert „Wurfschatten“ mein Jahreshighlight. Lange musste ich warten, bis ein zweites Buch von ihr angekündigt wurde. Der Diogenes Verlag hat meinen Wunsch schließlich erfüllt und „Der Sprung“ veröffentlicht.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist eine junge Frau, die auf dem Dach eines hohen Gebäudes steht und scheinbar herunterspringen möchte. Der Roman schildert aus der Sicht von zehn anderen Personen die Auswirkungen der Situation auf deren Leben. Die Frau vom Kioskbesitzer am Ort des Geschehens, der Freund der Frau, der Polizist, der zum Einsatzort gerufen wird, der Obdachlose, der sein Quartier ganz in der Nähe aufgeschlagen hat. Vor allem diese Art des Erzählens, die Perspektive, das Verweben der Geschichten und Personen mag ich sehr. An mein „Wurfschatten“-Leseerlebnis kommt „Der Sprung“ zwar nicht ganz ran, ein sehr lesenswertes Buch ist es in meinen Augen dennoch.

„Schöner als überall“ von Kristin Höller

Das Cover von „Schöner als überall“ mag Diskussionen auslösen (ich finde es großartig!), der Inhalt lässt in meinen Augen nur einen Schluss zu: Lest dieses Buch! Wo sich in der Literatur derzeit so viel um Herkunft und Heimat dreht, dreht Kristin Höller den Spieß in ihrem Debütroman einfach um und schreibt quasi einen Anti-Heimatroman. Mit dabei: ein sympathischer Protagonist, mit dem man sich hervorragend identifizieren kann, ein bisschen „Tschick“-Gefühl, Witz und Chaos, die sich etwa die Waage halten, und so viele Sätze und Worte, in die ich mich am liebsten reingelegt hätte (das ist eins der Bücher, das unzählige Eselsohren und Markierungen hat). Ich freue mich auf mehr von Kristin Höller und hoffe, ich muss nicht wie bei Simone Lappert fünf Jahre lang warten.

„Es ist Sarah“ von Pauline Delabroy-Allard

Zwischen den wenigen Seiten von „Es ist Sarah“ steckt ziemlich viel: Liebe, Emotion, Drama, Tod. Wunderbar übersetzt von Sina de Malafosse bin ich schon nach den ersten Seiten direkt abgetaucht in die Geschichte, die Liebesgeschichte der beiden Protagonistinnen, die mit so eleganten Worten beschrieben wird. Ich bin mit ihnen ins Kino gegangen, habe mich der Musik hingegeben und bin durch die Straßen gelaufen, habe das Glück gespürt, bis es plötzlich zu viel wurde für die beiden. Hier und da war es auch mir als Leserin ein wenig zu viel, einen Hauch zu dramatisch, zu egoistisch, zu selbstzerstörerisch. Und doch haben mich der Schreibstil, die Worte immer wieder zurückgeholt. Bis zur letzen der 192 Seiten.